Die meisten Dampfer sind zu Recht stolz auf ihren Umstieg. Endlich haben wir die Welt der Tabakzigarette, des Formaldehyds und Hustens hinter uns gelassen. Doch die meisten Dampfer treffen auch immer wieder Menschen, die die Entscheidung kritisieren. Dann heißt es beispielsweise, die Vape sei ein ebenso schädliches Produkt. Um die Lage besser einzuschätzen, stellt sich in solchen Situationen oft die Frage: Was sagen Lungenärzte zur E-Zigarette?
Lungenärzte üben heftige Kritik an der E-Zigarette
Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) beantwortet in einer aktuellen Veröffentlichung die gängige Frage: Was sagen Lungenärzte zur E-Zigarette? In diesem Kontext wird starke Kritik am Dampfen geübt. Wer mit dem Rauchen aufhören will, sei mit einer E-Zigarette als Hilfsmittel nicht gut beraten. Denn diese ersetze eine Sucht durch eine andere. Die Basis der Empfehlungen sind Forschungsergebnisse des Instituts für Therapie- und Gesundheitsforschung in Kiel (IFT-Nord).
Können E-Zigaretten zu Lungenschäden führen?
Die ehrliche Antwort ist: Wir wissen noch nicht genau, inwiefern E-Zigaretten zu Lungenschäden führen. Wenn ein Lungenarzt über die E-Zigarette spricht, kann er auf keine langfristigen Forschungen zurückgreifen. Denn es gibt unzählige Aromastoffe in Liquids, von denen bisher nur wenige untersucht wurden.
Grundsätzlich sind Vapes nicht schädlicher als Zigaretten, sondern risikoärmer. Denn es findet keine Verbrennung von Stoffen statt, wodurch weniger toxische Stoffe in die Lunge gelangen. Dennoch nehmen Ärzte an, dass auch E-Zigaretten zu Lungenschäden führen können. Denn auch wenn alle enthaltenen Substanzen als Lebensmittelzusatzstoffe erlaubt sind, wissen wir noch nicht genau, wie sie sich beim Inhalieren dauerhaft auswirken.
Weil es keine verlässliche Langzeitstudie zur E-Zigarette gibt, können die Forscher bisher nur auf experimentelle Untersuchungen zurückgreifen. Diesen entnehmen sie, dass beim Dampfen die Atemwege und Augen gereizt werden können. Die Herzfrequenz und der Puls können ansteigen. Möglicherweise können sich die Zellen in den Lungen weniger gut regenerieren und es können entzündliche Prozesse ausgelöst werden, die zu Schmerzen und Husten führen können. Der stellvertretende Präsident der DGP, Wolfram Windisch, sorgt sich um dauerhafte Schäden an den Bronchien und dem Lungengewebe.
Kinder und Jugendliche sind eine besondere Risikogruppe
In Deutschland verbietet der Jugendschutz die Abgabe von E-Zigaretten und zugehörigen Produkten an Kinder und Jugendliche. Leider halten sich nicht alle Shops an diese Regelung. Dazu kommen Geschenke oder Verkäufe unter älteren und jüngeren Jugendlichen. So gelangen auch Minderjährige an Vapes, die unter ihnen inzwischen das beliebteste nikotinhaltige Produkt ist.
Und was sagen Ärzte zum Dampfen bei Kindern? Natürlich dasselbe wie der Rest der Bevölkerung - diesem Trend müssen wir alle entgegenwirken. Der Leiter des IFT-Nord, Professor Reiner Hanewinkel, erklärt, dass E-Zigaretten für junge Menschen weniger unangenehm sind als Tabakzigaretten. Wenn Nikotin weniger schmeckbar ist und leichter aufgenommen werden kann, steigt das Suchtpotential. So mancher Jugendliche würde eine Tabakzigarette vielleicht eklig finden, liebt aber den Geschmack von Cola-Vapes. Weil wir bei OWL den Jugendschutz ebenso ernst nehmen wie der Lungenarzt, sind die E-Zigarette und alle Liquids bei uns rein auf Erwachsene beschränkt.
Das vernachlässigen die Aussagen der Ärzte
Natürlich ist eine Vape schädlich für die Lunge eines Kindes und seine Entwicklung. Aber was sagen Lungenärzte zur E-Zigarette als tatsächlichem Hilfsmittel für Erwachsene? Das ist nicht ganz klar. Wir wissen aus Studien, dass es erwachsene Raucher gibt, die langjährige Nikotinabhängigkeit mithilfe des Dampfens besiegen konnten.
Beispielsweise motivieren die leckeren Aromen und der weiche Dampf, nicht zurück zur schädlicheren Tabakzigarette zu greifen. Außerdem ermöglicht die Vape anders als die Tabakzigarette eine langsame Nikotinreduktion. Im Jahr 2015 veröffentlichte die Universität Hamburg eine einschlägige Arbeit zu diesem Thema. Hier gaben 93 Prozent der aufs Dampfen umgestiegenen Ex-Raucher an, sie wollten in Zukunft nie wieder rauchen.
Diese Tatsachen werden in den meisten Aussagen der Lungenärzte vernachlässigt. Stattdessen sind die meisten Argumentationen fokussiert auf Jugendliche und gehen davon aus, dass Dampfer die E-Zigarette ihr Leben lang benutzen werden. Dadurch vernachlässigen sie wichtige Aspekte der Diskussion.
Fazit: Was sagen Ärzte zum Dampfen?
Weil theoretisch auch E-Zigaretten Lungenschäden auslösen können, sind die meisten Ärzte gegen das Dampfen. Sie empfehlen stattdessen Nikotinersatz- und Psychotherapie. Diese Programme sollen vom Staat deutlich stärker unterstützt werden. Wer dennoch dampfen möchte, sollte das laut Lungenfachärzten nur unter bestimmten Bedingungen tun.
Ärzte wünschen sich mehr Alternativen für den Rauchstopp
Einen direkten Wunsch nach einem E-Zigaretten-Verbot für 2025 oder 2026 äußern wenige Ärzte. Das gilt zumindest für Erwachsene - Kinder und Jugendliche sollten niemals dampfen. Dennoch finden Ärzte, dass sich E-Zigaretten in Zukunft weniger verbreiten sollten. Dafür sollte die Politik beispielsweise die Werbemöglichkeiten reduzieren. Außerdem sollen mehr Alternativen für die Rauchentwöhnung zugänglich gemacht werden. Für Beratungen und Behandlungen gebe es zurzeit deutlich zu wenig Finanzierung und eine zu schlechte Organisation.
Wann man laut Lungenarzt die E-Zigarette nutzen kann
Auch laut den Ärzten sind Vapes nicht schädlicher als Zigaretten. Trotzdem ist die Vape schädlich für die Lunge, weshalb Lungenärzte einen vollständigen Rauch- und Dampfstopp empfehlen. Alle anderen Strategien kann man als "gesünder" bezeichnen, nicht aber als "gesund".
Die meisten Pneumologen empfehlen Menschen, die ihre Nikotinabhängigkeit loswerden wollen, eine Therapie mit Ersatzpräparaten (zum Beispiel Nikotinspray oder -kaugummi) und möglicherweise Medikamenten. Medizinisches Personal wie ein Psychotherapeut oder zumindest der Hausarzt sollen diese Behandlung begleiten.
Aber was sagen Lungenärzte zur E-Zigarette, wenn Vaper auf diese Strategie bestehen? Manche Ärzte erkennen den Wunsch an, die Zigarettensucht mit einer Vape zu bekämpfen. Professor Wulf Pankow, ein Vertreter der DGP, empfiehlt dann, nur für eine begrenzte Zeitspanne zu dampfen. In diesem Zeitraum könne man laut dem Münchner Lungenarzt Michael Kraft den Nikotingehalt im Liquid schrittweise reduzieren. Nicht geeignet sei diese Strategie für Menschen, die bereits an Lungenerkrankungen leiden. Sie sollten am besten gar nicht dampfen.
Quellen:
https://www.helios-gesundheit.de/magazin/news/02/e-zigaretten/
https://idw-online.de/de/news791571
https://www.usz.ch/vapen-keine-gute-alternative-zum-rauchen/
https://www.innocigs.com/blog/gateway-effekt-e-zigarette-studien